…ist oder wird es nur, wenn Du es zulässt!

Eine kleine Geschichte aus meinem Buch “Motivation für Dich” dazu:

Tränen

Es ist Weihnachtszeit. Ich gehe durch die Fußgängerzone einer kleinen Stadt. Alles ist schön und weihnachtlich geschmückt. Die verschneiten Straßen glänzen vom Lichtermeer. In den Schaufenstern der kleinen Geschäfte flimmern hineingestellte, elektrischen Kerzen heimelig. An den aufgestellten Weihnachtsbäumen glitzert und funkelt es in allen Farben des daran hängenden Lamettas. Es duftet herrlich nach Lebkuchen und Glühwein in den Straßen.

Ich will ein paar Kleinigkeiten besorgen, viel Geld habe ich nicht. Geschenke für meine Familie. Geschenke für meine Freunde.

Doch langsam zieht Nässe durch meinen Mantel und mir wird kalt. Eisig kalt. Nun fängt es auch noch an zu schneien. Meine Gedanken schweifen plötzlich in eine Richtung ab, die ich eigentlich nicht mehr einschlagen wollte. Von der Vorfreude auf den Einkauf der Geschenke, gehen meine Gedanken in Richtung meiner immer öfter aufkommenden Traurigkeit und Angst. Angst vor der Zukunft. Traurigkeit über das, was geschehen war. Doch ich reiße mich zusammen. Tränen kommen nicht in Frage! Ich bin stark! Tränen auf offener Straße dürfen nicht sein!

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Tränen

Das ist peinlich! Was sollen denn die Menschen um mich herum über mich denken! Reiß dich zusammen!

Ich gehe weiter, und weiter. Die schön geschmückten Schaufenster sehe ich nicht mehr. Auch die Lichterketten haben keinen Glanz mehr für mich. Ich werde jetzt langsamer und langsamer. Mein Kopf ist gebeugt. Meine Schritte fallen mir schwer. Jeder könnte mir ansehen, dass ich nicht mehr fröhlich bin. Jeder könnte mir meine Traurigkeit ansehen, wenn ich den Kopf heben würde. Daher beuge ich mich beim Gehen noch weiter nach vorne. Ich schaue nur noch auf meine Fußspitzen und laufe weiter und weiter. Ich werde schneller und schneller, wirke fast schon wie gehetzt. Ich will davonlaufen. Davonlaufen vor meinen Gedanken. Das Schneetreiben wird dichter und ich kann kaum noch etwas erkennen. Ich muss verschnaufen und bleibe kurz stehen. Eine dicke Schneeflocke landet auf meiner Handfläche und ich schaue zu, wie sie langsam schmilzt und zu zwei kleinen Tröpfchen wird. Plötzlich fällt sie mir wieder ein, die kleine Geschichte. Die kleine Geschichte, die ich gehört hatte, als ich noch ein Kind war. Die kleine Geschichte, die mir immer wieder Mut machte, die mich getröstet hatte, wenn ich traurig war. Die Geschichte, die ich zwar nicht mehr ganz genau Wort für Wort wiedergeben kann, aber die mir immer wieder geholfen hatte, mich aus meiner Traurigkeit heraus zu holen:

Tränen

Es waren einmal zwei kleine Tröpfchen. Das eine schlängelte sich fröhlich über die Wange eines kleinen Jungen, bis es schließlich auf der Straße landete. Das andere Tröpfchen kämpfte sich durch die immer wieder von einem Taschentuch wegwischenden Bewegungen über das Gesicht eines kleinen Mädchens. Auch dieses Tröpfchen schaffte es schließlich und landete ganz dicht neben dem fröhlichen Tröpfchen auf der Straße. Das fröhliche Tröpfchen fragte: „Wer bist denn du?“ Das andere Tröpfchen antwortete: „Ich bin eine Träne. Ich komme von der Traurigkeit eines kleinen Mädchens. Es hat vor Kummer so sehr geweint, dass ich entstehen und fließen konnte. Und wer bist Du?“ „Ich bin auch eine Träne. Ich komme vom Glück eines kleinen Jungen. Er hat vor Freude so geweint, dass auch ich entstehen und fließen konnte.“

Beide Tröpfchen waren sehr erstaunt, dass das eine Tröpfchen aus Glück entstanden war und das andere aus Unglück. Noch während sie darüber nachdachten, wie das denn wohl sein könne, sowohl aus Glück als auch aus Unglück zu entstehen, begann die Sonne zu scheinen. Bevor die beiden Tröpfchen mit ihren Überlegungen fertig waren, hatte die Sonne sie schon zu sich in den Himmel geholt, und ein kleines Wölkchen daraus gemacht. So können die Tröpfchen dann wieder zur Erde herunter, wenn sie gebraucht werden. Zum Beispiel als Regen um Blumen mit Wasser zu versorgen. Als Schnee um einen Schneemann bauen zu können. Oder als Morgentau, den die Blüten lieben.

…Du siehst also, dass in jedem Unglück auch Glück enthalten ist. Alles, was passiert hat einen, hat seinen Sinn! Und wenn du heute traurig bist, dann glaube mir, morgen bist du wieder glücklich.

Sind die beiden Tröpfchen auf meiner Hand entstanden aus der Träne des Glücks und der Träne des Unglücks? Ich weiß es nicht. Es ist auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass ich nun nicht mehr traurig bin und mich wieder an dem Lichtermeer der Vorweihnachtszeit erfreuen kann. Wichtig ist die Erkenntnis für mich, dass aus allem was geschieht immer auch etwas Positives entsteht.

 

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